Karin W. ist Managerin in einer grossen Firma und Hobbysportlerin. Wir trainieren nun schon seit einigen Jahren zusammen und ich habe schon viel "verrückte" Sachen mit Ihr erlebt. Doch diese Herausforderung topt alles. Als ERSTE FRAU überhaupt hat Sie die Swiss Bike Adventure über 1257 km und 20'000 Höhenmeter in 6 Tagen und 8 Studen gefinisht. Was für eine tolle Leistung!!
Interview mit Karin W.
Marc: Karin, du hast gerade die Swiss Bike Adventure (www.swiss-bikeadventure.com) über 1257 km und 20'000 Höhenmeter in 6 Tagen und 8 Studen gefinisht – wie fühlst du dich?
Karin: Ich fühle mich sehr gut. Ich habe keine muskulären Probleme, keine Verspannungen, keine Schürfungen, keine Kreislaufprobleme, keinen Sonnenbrand und auch sonst keine Beschwerden. Nur die Müdigkeit ist etwas verstärkt in den Tagen nach dem Abenteuer.
Marc: Wie ist das möglich, das ist doch eine extreme Leistung und du musstest im Schnitt am Tag 10-12 Stunden im Sattel hocken und etliche Höhenmeter überwinden?
Karin: Einerseits habe ich Erfahrung im Ausdauersport. Allerdings haben sich meine bisherigen Einsätze auf maximal 24 Stunden Leistungserbringung limitiert. 6 Tage hintereinander jeden Tag den Körper fordern ist eine neue Erfahrung für mich. Die längste Distanz, die ich vorher jemals mit dem Rennvelo gefahren bin sind 320 km und 4000 Höhenmeter. Ich trainiere seit Jahren nicht nur Ausdauersport sondern auch 1x pro Woche mit dir zusammen funktionales Training. Selbstverständlich könnte ich mittlerweile auch alleine die Übungen machen, das Personal Training garantiert mir jedoch eine Stunde höchster Qualität in der Ausführung der Übungen. Des weiteren gehe ich seit Jahren regelmässig ins Pilates und schwimme 3x pro Woche. Diese Alternativ Sportarten ermöglichen mir, dass meine Bewegungsabläufe koordiniert sind, ganze Muskelgruppen zusammenspielen, ich genug Kraft habe ohne zu sehr Muskel aufzubauen und Dis-Balancen so vermeiden kann. Die Millionenfachen Wiederholungen im Ausdauersport werden dadurch Energie effizienter ausgeführt.
Marc: Was ist wichtiger, der Kopf oder die Beine bei einer solchen Ultra Leistung.
Karin: Bringt man eine gute Grundkondition mit, dann ist der Kopf alleine der entscheidende Faktor. Wir hatten unzählige Abschnitte mit 10-15 % Steigung über 4-8 km zu überwinden, inklusive die 6 kg Zusatzgewicht vom Bikepacking. Falls ich jeden Anstieg als Hürde sehe, dann versagen die Beine. Ich muss möglichst schnell umschalten und eine Art meditativen Flow kommen. In diesem Zustand lebt man im Jetzt, verschwendet keine Gedanken an das was war oder noch kommt, wälzt keine Probleme im Kopf sondern fokussiert genau auf den Moment und jede Kurbelumdrehung. Ich nenne das auch ‚meditatives Strampeln’. Ich muss mich ganz auf die Situation einlassen und mein Bestes in dem Moment geben.
Marc: Aber irgendwann kommt doch jeder an eine Grenze und zweifelt an sich und dem Unterfangen?
Karin: Oh ja, auch ich musste meine Komfortzone teils ausdehnen. Am meisten Mühe hatte ich mich unvorhersehbaren Ereignissen. Wir mussten zum Beispiel eine frisch geteerte Baustelle zu Fuss überqueren Der frische Belag war total rutschig da es regnete. Danach musste ich 90 Minuten lang die Clicks unter den Radschuhen wieder vom Teer befreien. Das hat mich an dem Abend mein Nachtessen gekostet und viel Zeit und Energie. In so einer Situation lasse ich kurz verbal Dampf ab und kann mich dann sehr schnell wieder auf das Wesentliche konzentrieren. Es gilt nie das Ziel aus den Augen zu verlieren und schlussendlich heisst ja ‚Abenteuer’ unvorhergesehene Probleme lösen.
Marc: Vielen Dank für die spannende Einblicke.
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